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Darmkrebs: Wir können Dich besiegen!

Hinterhältiger Darmkrebs! Todbringend ist er oft – aber auch besiegbar! Vier Kräfte spielen beim Kampf gegen ihn entscheidende Rollen: Patient, Zeit, Ärzte und Klinik! Wir Ärzte können den Darmkrebs besiegen, wenn wir ihn rechtzeitig behandeln…

Wichtig: 100.000 Erkrankungen konnten zwischen 2003 und 2010 verhindert werden! Noch eine gute Nachricht: Weitere 50.000 Erkrankte konnten von Darmkrebs geheilt werden! Alles, weil im Rahmen der Vorsorgekoloskopie Polypen als Vorstufen des Krebses entdeckt und abgetragen oder aber weil der Krebs in der Vorsorgeuntersuchung frühzeitig entdeckt wurde!

73.000 Menschen erkranken in Deutschland schätzungsweise jährlich an Darmkrebs davon sind in 33.620 Fällen Frauen und in 39.410 Fällen Männer betroffen. Etwa ein Drittel der Tumoren, somit etwa 25.000, entwickelt sich hierbei im Mastdarm. Damit ist das Kolorektalkarzinom sowohl bei Frauen als auch bei Männern die zweithäufigste Krebserkrankung.

Wer mit der furchtbaren Diagnose konfrontiert ist – den quälen schlimme Fragen:

  • Was genau ist eigentlich Darmkrebs?
  • Ist die Diagnose mein Todesurteil – oder kann ich geheilt werden?
  • Heißt Darmkrebs unweigerlich: künstlicher Darmausgang?
  • Bin ich dadurch auf immer entstellt? Kann ich je wieder mein normales Leben führen?
  • Ist nach der Operation alles vorbei?
  • Was ist mit der Liebe / Sexualität?
  • Welcher Arzt, welche Klinik ist die beste für mich?

Darmkrebs: Was bist du eigentlich?

Darmkrebs ist eine bösartige Gewebewucherung, die in den meisten Fällen (2/3) im Bereich des Dickdarms (Kolonkarzinom) oder im (1/3) Enddarm, auch Mastdarm genannt, (Rektumkarzinom) auftritt. Bösartige Wucherungen im Dünndarm kommen sehr selten vor, so dass mit „Darmkrebs“ meist ein Krebs des Dickdarms oder des Enddarms gemeint ist.

Der Innenraum des Darms ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Häufig entwickelt sich aus dieser Schleimhaut zunächst eine gutartige Schleimhautwucherung – ein Darmpolyp (Adenom). Aus diesen Zellen des Darmpolypen können im weiteren Verlauf einzelne bösartige Tumorzellen entstehen, die zum Karzinom führen (Adenom-Karzinom-Sequenz). Über das Lymphsystem oder die Blutbahn können sich die Krebszellen im Körper verteilen und so Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Am Ort der Metastase entsteht ein erneutes unkontrolliertes Wachstum der Krebszellen.

Ist die Diagnose mein Todesurteil – oder kann ich geheilt werden?

Die wichtigste Antwort auf die wichtigste Frage, habe ich am Anfang schon gegeben: Auch der Darmkrebs ist heilbar – wenn alle Faktoren richtig ineinander greifen!

Hiervon hängen die Heilungschancen in erster Linie ab: In welchem Stadium der Krebs zum Diagnose-Zeitpunkt ist! Ist er auf die Darmwand beschränkt, sind die Lymphknoten befallen oder hat er schon in andere Organe gestreut?

Hier ist jetzt die Zeit der entscheidende Hilfs-Faktor für uns Ärzte! Auch bei Diagnose und Therapieplanung kann man nämlich wertvolle Zeit gewinnen, sie gewissermaßen dem Krebs abjagen. Kein Tumor ist wie der andere – und Darmkrebs nicht gleich Darmkrebs. Jeder Darmkrebs unterscheidet sich vom Darmkrebs eines anderen Patienten. Heißt: Je genauer die persönliche, spezifischen Ausprägung diagnostiziert wird, desto besser kann der Darmkrebs bekämpft werden!

Die beste Methode dafür ist aus meiner Sicht das 12-Augen-Prinzip: sechs Tumor-Spezialisten sehen mehr als zwei oder vier Augen. Wenn man so will, ist das nicht nur eine wichtige und richtige ‚Zweitmeinung’, sondern sogar eine ‚Sechstmeinung’! Deswegen analysieren wir im Team mit sechs Spezialisten jeden Patienten: Tumor-Konferenzen nennen wir die Methode. Das erlaubt uns, alle nötigen Untersuchungen zeitnah zu starten, die Ergebnisse in diesen Tumorkonferenzen zusammen auf den Tisch zu legen und zu besprechen. So gewinnen wir erstens Zeit und zweitens können wir sofort jeden besonderen Befund gemeinsam einordnen. Lebenswichtig:

  • Endoskopie mit Entnahme von Gewebeproben,
  • Blutuntersuchungen
  • Röntgenuntersuchungen wie Computertomographie und MRT (Kernspintomographie)
  • Weitere Untersuchungen orientieren sich am Gesamtzustand des Kranken, insbesondere eventuell bestehende anderer Erkrankungen

Künstlicher Darmausgang: Eigentlich Schnee von gestern…

Eine der am häufigsten gestellten Frage ist die nach dem künstlichen Darmausgang. Wir nennen ihn „Stoma“. Erste gute Nachricht: ein künstlicher Darmausgang beim Dickdarmkrebs muss nur in den seltensten Fällen sein. Zweite gute Nachricht: Wenn er denn nötig ist, muss er nur wenige Monate bleiben, dann kann er meistens wieder entfernt werden. Und der Patient kann nach der Heilung wieder seinen eigenen, normalen Darmausgang benutzen, wie früher…

Ein Stoma braucht von uns aber nur selten angelegt werden. Es betrifft vorwiegend Patienten, die wegen eines Tumors im Mastdarm behandelt werden müssen. Auch hier gibt es Faktoren, die die Anlage eines (vorübergehenden) Stomas angezeigt lassen: z.B. den Abstand des Tumor vom Schließmuskel, die Schließmuskelfunktion, ob eine Vorbehandlung vor der Operation erfolgen musste und welche sonstigen besonderen Umstände des Patienten oder der Patientin vorliegen.

Warum muss ein Stoma überhaupt gelegt werden?

Der Grund: Schutz der Darm-Naht.  Der künstliche Ausgang hilft, dass der natürlich Darmausgang ganz in Ruhe heilen kann.  Das dauert in der Regel 4 bis 6 Wochen. Dann hat der künstliche Darmausgang seinen Dienst getan und kann in den meisten Fällen wieder entfernt werden.

Die Ausnahme ist: Lässt sich der Schließmuskel z. B. bei einer kompletten Entfernung des Mastdarmes nicht erhalten, so muss ein endgültiger künstlicher Darmausgang angelegt werden. Dies betrifft aber nur einen kleinen Teil der an einem Mastdarmkrebs erkrankten Menschen!

Was, wenn ein Stoma unausweichlich ist?

Im Falle eines künstlichen Darmausgangs werden unsere Patienten vor der OP über die jeweilige Anlage des Stomas informiert und die Lokalisation festgelegt. Nach der OP erhalten sie und die Angehörigen eine genaue Anleitung zur selbständigen Versorgung des Stomas durch unsere speziell geschulten Stomatherapeuten sowie Ernährungstipps. Weitere Unterstützung bekommen Sie von unserem Sozialdienst. In den Fällen, in denen die Anlage eines Stoma nicht zu vermeiden ist, nehmen viele unserer Patienten gerne die Hilfe und Unterstützungsangebote der ILCo (Selbsthilfegruppe der Ileo- und Colostomaträger) in Anspruch. Von Betroffenem zu Betroffenem redet es sich vielleicht noch mal anders, als mit uns Ärzten. Ein Gespräch mit einem Mitglied der ILCO kann jederzeit vereinbart werden. Hier erzählen Betroffene, wie „normal“ das Leben weitergehen kann! Das, natürlich nach einer Eingewöhnungsphase, man sich ganz normal wieder an den schönen Dingen des Lebens freuen kann: ob es ein Restaurant- oder Theaterbesuch ist oder ein Ausflug – man muss sich zwar etwas anders vorbereiten als früher, aber das Leben geht weiter.

Ist es mit der Operation getan?

Was nach der Operation, also in der Heilungsphase, auf den Betroffenen zukommt, hängt von dem Tumorstadium ab: Es gibt drei grundsätzliche Verläufe:

  • bei frühen Stadien stellt die Operation die alleinige Behandlung dar
  • bei fortgeschrittenen Stadien des Mastdarmkrebses kann eine Vorbehandlung mit Strahlen- und Chemotherapie notwendig werden
  • beim Dickdarmkrebs ist der erste Schritt die Operation; ob eine zusätzliche Chemotherapie zu empfehlen ist, hängt von der Ausbreitung der Erkrankung ab
  • liegen Metastasen in Leber oder Lunge vor, werden eventuelle Folgeoperationen notwendig
  • Alle Vorgehensweisen werden in der Tumorkonferenz besprochen und festgelegt

Heilen kann der Patient nur, wenn er den Lebenswillen hat

Unser Ziel ist es natürlich, die gewohnte Lebensweise des Krebs-Patienten wieder zu ermöglichen. Das ist ein Heilungsweg, der zum Teil von der Klinik beeinflusst werden, zu dem aber auch der Patient maßgeblich beitragen kann!
Vier Faktoren beeinflussen in besonderer Weise den Heilungsverlauf:

  • die Qualität der fachärztlichen Behandlung von Darmkrebs
  • die Therapie von Schmerzen
  • die psychische Betreuung und die Behandlung begleitender Symptome nach dem neuesten Stand medizinischer Forschung
  • die Harmonie und Familiarität in der Krankenhaus-Betreuung

Familiarität ist essentiell für die Heilung

Zuhause ist Heimat: hier genesen Patienten i.d.R. am besten. Ein Grundsatz, der im Kath. Marienkrankenhaus jederzeit gelebt wird. Wir können Ihnen Ihr Zuhause zwar nicht ersetzten, aber hier macht der Arzt nicht nur eine Visite – er ist dem Patienten nah. Geborgenheit beflügelt Heilung. Dies ist auch Teil des Pflegekonzeptes: Hilfe zur Selbständigkeit. Nicht nur unsere Pflegekräfte, auch Physiotherapeutinnen, Diätberater, Stomatherapeuten und viele mehr kümmern sich darum, dass Ihnen die Hilfe und Unterstützung gewährleistet wird, die Sie brauchen.

Zertifiziertes Darmkrebszentrum – mehr als ein Wort

Hervorzuheben sind jedoch die Kliniken, die ein zertifiziertes Darmzentrum haben. Das Expertenteam in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Darmzentrum hat vor allem ein Ziel: Menschen mit Darmkrebs individuell und angemessen zu behandeln. Dies setzt eine Vielzahl von Strukturvorgaben voraus, über die nicht alle Krankenhäuser verfügen. Besonders wichtig ist die enge Kooperation mit den niedergelassenen Onkologen und die Tumorkonferenz mit Einbindung auch der Ärzte, die Sie später ambulant betreuen werden.

Hintergrundinfos und FAQs:

Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen. Nach Schätzungen erkranken pro Jahr in Deutschland rund 73.000 Menschen an Darmkrebs. Das Risiko, Darmkrebs zu erleiden, steigt nach dem 40. Lebensjahr deutlich an.

In welchem Alter ist das Risiko zu erkranken am größten?

Das Risiko, Darmkrebs zu erleiden, steigt nach dem 40. Lebensjahr deutlich an. Bei Männern liegt das mittlere Erkrankungsalter bei 67 Jahren, Frauen sind im Mittel zum Diagnosezeitpunkt 72 Jahre alt. Darmkrebs ist die zweit-häufigste der bösartigen Tumorerkrankungen. Nach Schätzungen erkranken pro Jahr in Deutschland rund 73.000 Menschen.

Wie gut sind die Heilungschancen?

Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen! Weil die Erkrankung insbesondere in einem frühen Stadium nicht zwangsläufig mit spürbaren Beschwerden oder eindeutigen Symptomen verbunden ist, sind Vorsorgemaßnahmen und eine regelmäßige ärztliche Kontrolle ab dem 50. Lebensjahr besonders wichtig. Bei Darmkrebs im Frühstadium liegt die Überlebenschance bei 90 Prozent bezogen auf die kommenden fünf Jahre.

Welche Klinik ist geeignet?

Weil es mit der Operation meist nicht getan ist, sind Betroffene in Zertifizierten Darmzentren am besten aufgehoben. Denn dort arbeiten alle Fachabteilungen und Berufsgruppen, die an der Therapie beteiligt sind, eng zusammen. In der gemeinsamen Tumorkonferenz stellen wir mit Gastroenterologen (Darmspezialisten), Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Onkologen für jeden Patienten einen individuellen, klar strukturierten Behandlungsplan auf. Wir treffen uns zweimal die Woche und sprechen jeden Fall einzeln durch. Gemeinsam stehen wir Menschen bei allen Fragen und Sorgen mit unserer gesamten Fachkompetenz zur Seite. Aber das ist lange nicht alles: auch wenn die Seele leidet, können wir Hilfe anbieten: unsere speziell geschulten Psychologen können Ihnen wertvolle Hilfe anbieten, sozusagen ein „Coaching“ für die Seele! Die Diagnose Darmkrebs stellt ein einschneidendes Erlebnis dar, an das sich oft existentielle Fragen anschließen. Da wir ein konfessionelles Haus sind, kann Ihnen ein Seelsorger Ihrer Konfession eine Stütze sein. Bei vielen Fragen um die soziale Versorgung, Ernährung, Rehabilitation und vielem mehr helfen Ihnen unsere Mitarbeiter aus dem Sozialdienst, der Ernährungsberatung und der Physiotherapie.

Wie ist es mit dem Sex nach einer Operation?

Im Prinzip gibt es keine Einschränkung für die Freude am Sex, wenn die Diagnose Darmkrebs gestellt wurde. Etwas besonders sieht es aus, wenn ein Mastdarmkrebs vorliegt: die Nervengeflechte, die für die Mast- und Blasendarmfunktion verantwortlich sind, steuern auch Erektion und Ejakulation. Daher können durch die Vor- und Nachbehandlung sowie die Operation Störungen der Sexualfunktionen auftreten, deren Ausmaß sehr individuellen Schwankungen unterworfen ist. Deshalb muss dieses Thema bei der Behandlungsplanung auch besprochen werden. Aber nicht verzagen – auch hier wissen wir Rat!

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Prof. Dr. Christian Müller

Geschrieben von

Der Autor ist Chirurg und Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Er hält eine außerplanmäßige Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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